Wenn Wunden nicht heilen:
Der Umgang mit der palliativen Wundversorgung
Nadja – Team Bayern
An was denken Sie, wenn Sie an Wunden denken? An eine harmlose Schürfwunde aus der Kindheit, an Operationswunden oder an schlecht heilende Ulzera an den Füßen?
Doch es gibt Wunden, die oft nicht im Fokus stehen: palliative Wunden, insbesondere exulzerierende Tumorwunden im Endstadium.
Diese Wunden sind nicht nur eine körperliche Belastung, sondern auch eine emotionale Herausforderung für Betroffene, Angehörige und Fachkräfte. In diesem Beitrag beleuchten wir, wie eine professionelle Wundversorgung Schmerzen lindert, Wundgeruch reduziert und die Lebensqualität verbessert.

Schmerzmanagement bei palliativen Wunden
Chronische und palliative Wunden verursachen oft erhebliche Schmerzen, die durch Gewebezerstörung, Entzündung und Infektionen verstärkt werden (Naylor, 2021). Ein individuell und mit Ärzten angepasstes Schmerzmanagement kann helfen, Leid zu minimieren:
- Topische Analgesie: Lokalanästhetika können vor Wundreinigungen oder Verbandswechseln Schmerzen lindern (Hollinworth et al., 2019).
- Systemische Analgesie: Gemäß WHO-Stufenschema können nicht-opioide Analgetika (z. B. Paracetamol) und Opioide (z. B. Morphin, Fentanyl) eingesetzt werden (World Health Organization, 2018).
- Nicht-medikamentöse Methoden: Musiktherapie, Ablenkungstechniken und kognitive Verhaltenstherapie unterstützen das Schmerzmanagement (Pautex et al., 2022).
Geruchsmanagement
Mehr als nur eine Erleichterung: Ein unangenehmer Wundgeruch kann die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen. Meist sind anaerobe Bakterien die Ursache (Sibbald et al., 2017). Doch es gibt wirksame Strategien:
- Antimikrobielle Wundauflagen: Silber- oder honighaltige Verbände können die bakterielle Last reduzieren (Moore & Cowman, 2020).
- Metronidazol-Gel: Lokal angewendet, wirkt es gezielt gegen anaerobe Bakterien und reduziert den Geruch effektiv (McDonald et al., 2021).
- Aktivkohleauflagen: Diese binden Gerüche und verbessern den Tragekomfort (Gottrup et al., 2019).
- Raumhygiene: Lavendel- oder Pfefferminzöl in Diffusoren helfen, unangenehme Gerüche zu neutralisieren (Coelho et al., 2023).
Exsudat-Management und Hautschutz
Palliative Wunden können große Mengen an Exsudat produzieren, was die Hautmazeration und das Infektionsrisiko erhöht. Folgende Maßnahmen unterstützen ein effektives Exsudat-Management:
- Superabsorbierende Wundauflagen: Diese helfen, große Mengen an Exsudat aufzunehmen und die Haut trocken zu halten.
- Hydrokolloid- und Silikonwundauflagen: Sie schützen die umliegende Haut und beugen Hautreizungen vor.
- Gezielte Hautpflege: Barrierecremes oder Zinksalben schützen vor Feuchtigkeit und Irritationen.
Psychosoziale Aspekte und Kommunikation
Neben der medizinischen Versorgung spielt die psychosoziale Betreuung eine zentrale Rolle. Einfühlsame Kommunikation mit Patient*innen und Angehörigen kann Ängste lindern und das Vertrauen in die Pflege stärken:
- Offene Gespräche führen: Ehrliche und respektvolle Kommunikation über den Zustand der Wunde und die Therapieoptionen schafft Transparenz.
- Einfühlsame Begleitung: Auch nonverbale Zeichen wie Berührung oder Blickkontakt vermitteln Geborgenheit.
- Unterstützung der Angehörigen: Schulungen und Gespräche helfen, Unsicherheiten im Umgang mit der Wunde zu reduzieren.
Ergänzende pflegerische Maßnahmen
Die palliative Wundversorgung erfordert einen ganzheitlichen Ansatz. Zusätzliche pflegerische Maßnahmen können das Wohlbefinden steigern:
- Lagerungstechniken: Regelmäßige Umlagerungen können Schmerzen lindern und Dekubitus vorbeugen.
- Mund- und Körperpflege: Eine gute Mundpflege hilft, Infektionen zu vermeiden und das Wohlbefinden zu fördern.
- Aromatherapie: Ätherische Öle wie Lavendel oder Melisse können zur Entspannung beitragen.
Empathie und interdisziplinäre Zusammenarbeit
Die palliative Wundversorgung geht weit über die physische Behandlung hinaus. Zeit, Ruhe und Einfühlsamkeit sind entscheidende Faktoren für das Wohlbefinden der Betroffenen. Studien zeigen, dass Empathie und eine würdevolle Pflege die psychische und physische Lebensqualität erheblich steigern (Sinclair et al., 2017; Hegedus et al., 2021).Für eine optimale Versorgung ist eine enge Zusammenarbeit mit SAPV-Teams, Ärzt*innen und Palliativdiensten erforderlich. Regelmäßige Therapieanpassungen ermöglichen eine individuell abgestimmte Behandlung (Downing et al., 2022).
Fazit
Die Behandlung palliativer Wunden stellt eine Herausforderung dar, die sowohl fachliche Kompetenz als auch Menschlichkeit erfordert. Durch gezieltes Schmerz- und Geruchsmanagement, ein effektives Exsudat-Management sowie interdisziplinäre Zusammenarbeit kann die Lebensqualität der Betroffenen erheblich verbessert werden.
Wir von WundCura setzen uns mit Herz und Fachwissen für die palliative Wundversorgung ein – weil jeder Mensch ein würdevolles Leben bis zuletzt verdient. Spezialisiert. Kompetent. Vernetzt.
Quellen
Coelho, A. et al. (2023) ‘Aromatherapy in palliative care: A systematic review’, Palliative Medicine, 37(1), pp. 45–57.
Downing, J. et al. (2022) ‘Interdisciplinary approaches in palliative wound care’, Journal of Palliative Medicine, 25(4), pp. 580–588.
Gethin, G. et al. (2020) ‘Palliative wound care: Best practices and evidence-based recommendations’, International Wound Journal, 17(5), pp. 1231–1242
Gottrup, F. et al. (2019) ‘Use of activated charcoal in managing wound odor’, Wound Repair and Regeneration, 27(3), pp. 312–319.Hegedus, K. et al. (2021) ‘The role of empathy in palliative care nursing’, Nursing Ethics, 28(3), pp. 450–463.
Hollinworth, H. et al. (2019) ‘Topical lidocaine for wound pain relief’, Pain Management Nursing, 20(2), pp. 110–117.
McDonald, A. et al. (2021) ‘Effectiveness of metronidazole gel in controlling wound malodor’, Journal of Wound Care, 30(6), pp. 287–294.
Moore, Z. & Cowman, S. (2020) ‘The role of antimicrobial dressings in wound management’, British Journal of Nursing, 29(15), pp. 850–856.
Naylor, W. (2021) ‘Pain mechanisms in chronic wound management’, Wounds UK, 17(4), pp. 20–26.
Pautex, S. et al. (2022) ‘Non-pharmacological approaches to pain management in palliative care’, European Journal of Palliative Care, 29(1), pp. 12–18.
Sibbald, R.G. et al. (2017) ‘Wound infection and odor control strategies in palliative care’, Advances in Skin & Wound Care, 30(9), pp. 406–415.
Sinclair, S. et al. (2017) ‘Compassion in healthcare: An integrative review’, Palliative Medicine, 31(9), pp. 765–783.